GHELAMCO Arena
Zuschauer: 19930
Leider ging es ja in der letzten Zeit nicht mehr ganz so oft auf Tour, umso trauriger, dass bei den paar Malen immer etwas schief läuft. Da verkommt das Groundhopping sehr schnell zum Selbstmord-Hobby, wenn gar nichts klappt. Aber gut. Zeitig sollte am Freitag die Firma verlassen werden, war zum ersten Spiel der Tour ja einiges an Kilometern zu bewältigen. Ein kurzfristiges Meeting zerstörte dann aber den frühen Feierabend und trotzdem muss man immer bedenken, wo man sein Geld für solche Touren verdient. Entweder ich bin Arbeitnehmer und muss mich fügen oder aber ich bin den ganzen Tag zu Hause und muss schauen wie ich an Geld komme. So ging es dann später als geplant los, fünfzehn bis zwanzig Minuten später am vereinbarten Treffpunkt, mag noch gehen. Da hatte ich aber die Rechnung nicht mit dem Verkehr gemacht, das Navi drehte durch, mal Ankunftszeit normal, dann Viertelstunde später, mal gar eine Dreiviertelstunde. Im Endeffekt wollte ich einfach nur so schnell wie möglich zum Treffpunkt, übersah die Möglichkeit eine frühere Abfahrt zu nehmen und landete somit in einer Vollsperrung auf der A63. Eine gute Stunde kostete der Spaß, vielleicht sogar noch mehr, das Zeitgefühl war weg. Es dauerte auch nicht lange, da entschlossen wir uns den Tourbeginn auf Samstag zu legen, zwanzig Euro für das Hotel in Dunkerque verschenkt, aber macht mehr Sinn. So hatten wir zwar ein Spiel weniger im Tourplan, geografisch aber sinnvoller und Dunkerque läuft aktuell nicht weg, spielen ja noch mindestens zwei Jahre im Ground. So führte mich dann die Reise an die südliche Weinstraße, dort genächtigt und am nächsten Morgen ging es dann um kurz nach sieben in die französische Hauptstadt los. Mit Youssuf und Mehdy kamen wir nicht mehr ins Geschäft, so ging es dann nur zu zweit auf den Weg. Wir kamen gut voran, Verkehr kaum vorhanden, bald die Landesgrenze erreicht und runter von der Autobahn und ab auf die Landstraße. Maut müssen wir den Franzosen nicht unnötig in den Rachen werfen, ich hasse eh die entfernungsbedingte Maut, lieber eine Vignette für das ganze Land, da komme ich besser mit klar. Grenze nach Paris immerhin mit 29.40 Euro Maut veranschlagt, hinter Nancy aber eine zweispurige Landstraße, die einen gut voran kommen lässt und somit die knapp 30 Euro sparen kann. Entfernung praktisch die Selbe, zeitlich knapp eine Stunde länger unterwegs. Gegen Viertel Zwei kamen wir dann am Stadion an, hektische und stressige Stadt, dieses Paris, Parkplätze rund um das Stadion eher rar, haben wir uns allerdings auch nicht befasst, bevor wir lange suchen, ging es direkt ins Parkhaus. 3.60 Euro für die Stunde nicht gerade billig, aber so hatten wir zumindest weniger Stress. Der Einlass hatte ohne Probleme geklappt und bald darauf dann Teamchef begrüßt. Der Zuschauerzuspruch sah vor dem Spiel bei weitem nicht gut aus, einige Teile vom Stadion waren erst gar nicht geöffnet worden, aber auch die geöffnete Haupttribüne sah sehr spärlich besetzt aus. Immerhin hatte die roten Sterne Lust am Reisen, endlich mal wieder ein Heimspiel für Red Star. Kann man mal so sagen, da seit dieser Saison Red Star nicht mehr im heimischen Stade Bauer spielen darf, sondern jedes Heimspiel nach Beauvais ausweichen muss. Gut 1000 Sterne waren gekommen und bereits vor dem Spiel sorgten diese für unterhaltsame Stimmung, die auch das komplette Spiel anhielt. Und die Heimszene? Fehlanzeige! Nix zu sehen, doch nach knapp zehn gespielten Minuten kamen dann doch zwei Gruppen, verteilt auf zwei Blöcken ins Stadion. Der Nebenmann konnte berichten, dass wohl einige von den Supportern zugleich auch PSG-Anhänger sind und sich bei der Polizei melden mussten. Eventuell ja gar Stadionverbotler, das konnte man aus dem Gespräch nicht heraushören. Und so hatte auch der Heimblock ihre Szene am Start, wenn auch mal wieder sinnloserweise in zwei Blöcken verteilt, die dann gegeneinander ansangen. Es bleibt für mich weiterhin ein Geheimnis, warum man sich nicht bündelt und dadurch eine effektivere Stimmung herbeiführen kann. Nach guter Verpflegung in der Halbzeit mit Pizzastückchen, Kuchen und Kaffee wurde mal der Standort von der Haupttribüne zur Kurve gewechselt und siehe da, so schlecht war das Spiel gar nicht besucht. Die Haupttribüne mit ihren drei Rängen ordentlich voll, sah man vom bisherigen Platz gar nicht. 7004 Zuschauer waren am Ende dann zugegen, das Stadion kann man sicherlich nicht besser machen. Überall lag Grasgeruch in der Luft, wir entspannten dadurch ein wenig in der Kurve, auf dem Platz leider weiterhin kein gutes Niveau, hatte auf jeden Fall nichts mit 2.Liga zu tun, eher mit deutscher Regionalliga. Beide Mannschaften hatten Angst einen Fehler zu begehen, gut, ist ja schließlich Derby. Erfreulicherweise konnten dann aber die Gäste vier Minuten vor Ende noch einen Treffer erzielen, der mit grün-rotem Rauch im Gästesektor bejubelt wurde. Dies war dann auch das Endergebnis, weitere Highlights aus dem Blöcken gibt es nicht zu berichten und so zogen wir sehr schnell vondannen, die Besatzung hatte sich nun allerdings um eine Person, auf drei, erhöht…
In der jetzigen Jahreszeit sind Spiele im Amateurbereich am späten Nachmittag eher eine Seltenheit bis gar nicht vorhanden, so dass man dann auf die 1. oder 2.Liga zurückgreifen muss. Glücklicherweise fehlen da noch einige Grounds, so dass am Abend dem SK Sigma Olomouc ein Besuch abgestattet werden konnte. Das Flutlicht war schnell gesichtet, ein Parkplatz auf der Wiese auch, fraglich nur, ob es denn auch erlaubt sei, aber da der Terror-Golf nicht das einzige Fahrzeug auf der Wiese war, sollte es wohl kein Problem sein. Wie ein Entenküken trotte ich dem Entenvater hinterher, wenig später war man problemlos im Stadion angekommen, immerhin so 120 Kronen gespart. Ist ja normal nicht meine Art in CZ, aber die restlichen Münzen im Geldbeutel müssen behutsam aufbewahrt werden. Dafür gab es dann auch einen Kaffee, bei der Kälte auch notwendig, pünktlich zum Spielbeginn waren wir dann aber wieder an der frischen Luft und auf unseren Plätzen. Das Stadion kann mit seinen beiden Hintertortribünen gefallen, die Gegengerade dafür eher normal. Supporttechnisch war, wie erwartet, nicht viel los. Die Gäste mit einem halben Bus angereist, also der Bus wird wohl ganz gewesen sein, aber eben nur die Hälfte der Plätze belegt, sangen zwar ab und an mal, aber eben nichts Besonderes, auf Heimseite die ersten neun Minuten Ruhe, dann gab es ein kleines Fahnenmeer, dazu auch hier ein wenig Singsang, man konnte sich aber gepflegt auf das Spiel konzentrieren. Dies war dann trotz 1.Liga gar nicht so schlecht, nach dreißig Minuten können die Gäste per Elfmeter in Führung gehen, vorausgegangen waren eine Notbremse im Strafraum und der Platzverweis für den Gastgeber. Im zweiten Durchgang wechselte ich dann mal den Platz, ab ins Freie, dort wo man womöglich auch rauchen darf, wenn es überhaupt verboten bzw. irgendwo gestattet ist. Ich sah nur auf der Hintertortribüne ein Schild mit Rauchverbot, den Ordner im Außenblock der Haupttribüne störte aber der Qualm nicht, dürfte also gepasst haben. Meinen Platz wechselte ich dann abermals, fiel mir meine Zigarette durch den Gitterrost unter die Tribüne, wo irgendwelche Papptafeln lagerten. Nicht, dass es zu brennen beginnt und ich werde als Schuldiger auserkoren. Auf dem Sitzplatz am anderen Ende der Tribüne konnte ich dann noch zwei Tore begutachten, die Gastgeber kämpften sich zurück ins Spiel und konnten zehn Minuten vor dem Ende den Ausgleich erzielen, wurden aber für ihre Mühe nicht belohnt, denn wenige Sekunden vor dem Abpfiff erzielen die Gäste die erneute Führung, was dann zugleich auch den Endstand bedeutete. Die Zuschauer waren nach dem Spiel schnell verschwunden, wir hatten es nicht ganz so eilig, so entging man zugleich auch einem vermeintlichen Abfahrtsstau. Das Auto einsam und verlassen als letztes auf der Wiese, aber weder eine Kralle noch ein Knöllchen waren die Folge für das Wildparken. Noch ein wenig Kultur am Abend, stand nun das Weltkulturerbe „Dreifaltigkeitssäule“ auf dem Programm, schön auf dem Marktplatz gehalten. Die Errichtung der Säule erfolgte aus Dankbarkeit für das Ende der Pest im Jahr 1716, seit dem Jahr 2000 ist diese Säule nun Weltkulturerbe. Bevor es dann zum Hotel ging, wurde noch was gegen den Hunger getan, das vermutlich teuerste Restaurace wurde angesteuert, Cordon bleu mit Pommes für knapp zehn Euro wahrlich kein Schnapper, auch die Halbe für 65 Kronen nicht billig, aber selten ist man so jung wie heute und außerdem kann man das Geld ja eh nicht mit ins Grab nehmen. Danach war Abfahrt angesagt, es ging in den Außenbezirk von Brno, wo unser im Hotel irgendwo im Wald lag. Gar nicht so leicht zu finden, dennoch erfolgreich gewesen, die zahnspangentragende Büchse war vermutlich noch keine 18, oder gerade so, war zumindest nicht der optische Hingucker. Dafür konnte sie ganz gut englisch und schloss auch nochmal die Bar auf, damit ein Absacker in Form von Bier gekauft werden konnte. Die Brühe schmeckte aber nicht besonders. Trotz Wixtücher auf dem Zimmer bekamen wir dann keinen Damenbesuch mehr, die Brühe runtergekippt und wenig später war dann auch schon wieder der Ofen aus. Trotz des Waldes war das Holz ausgegangen und es wurde dunkel…