Sonntag, 20. Februar 2011

Celtic Football Club vs. Rangers Football Club 3-0

Clydesdale Bank Premier League
Celtic Park
Zuschauer: 58748 (10000)

Nun war er also gekommen, der Tag des Glasgower Derbies, das Old Firm. Relativ entspannte Nacht gehabt, früh am Morgen bereits wieder wach, gegen kurz nach Sieben, nochmal umgedreht, doch paar Minuten später klingelte der Wecker. Blablabla, Morgenmuffel allez. Eine Dusche später war die Laune dann aber schon besser, auf zum Frühstück. Can bevorzugte die englische Variante mit Bohnen, Würstchen, Rührei usw, ich blieb dann doch lieber beim kontinentalen Frühstück und gönnte mir drei Brötchen. Zurück auf das Zimmer, die letzten Sachen in die Tasche packen, auschecken und los geht es Richtung Subwaystation. 9.30 Uhr war es bereits, lediglich drei Stunden bis zum Anstoß. Die Station hatte noch geschlossen, erster Zug fährt 10.17 Uhr. Zeit überbrücken. Wie? Naja, 15min freies Wifi gibt es an jeder Subwaystation. Also mal mit dem Handy eingeloggt, diverse Sachen recherchiert, dann ging auch schon die Tür auf und wir konnten ins Innere. Erste Fahrt heute, auf zum Glasgow Central. Ohne Probleme geschafft, weiter geht es nun per Zug zur Station Bridgeton (1.30). Paar Celtics im Zug, die uns dann die Richtung zum Stadion vorgaben. Kurz darauf sah man auch schon das Stadion, wenig später den kompletten Bau. Wir waren da, Celtic vs. Rangers, nur die Karten fehlten noch. Zum Stadionvorplatz gelaufen, dort standen schon gut 2000 Leute, die den gerade ankommenden Mannschaftsbus empfingen und den Spielern zujubelten. Heute zählt wohl nur eins, der Derbysieg. Mein Geschäftspartner meldete sich nun auch, er ist in paar Minuten da, perfekt. Wir schauten noch bisschen dem Treiben zu, dann erneut die Nachricht, der Kollege ist nun an der Haupttribüne. Wir seilten uns bisschen ab, ich versuchte ihn zu erreichten, hat er aber wohl nicht gehört, also SMS geschrieben, bin am Fanshop. Kurze Zeit später rief er zurück und dann kam der Kontakt zustande. Erstmal bisschen geredet, zumindest ohne Dialekt, aber kein Wunder, ist ja auch kein Schotte, sondern Engländer, der gute Stephen. Endlich packte er auch die Karten aus, jaaa, ich habe sie in der Hand, mein Eintritt zum Old Firm. Wir gingen zusammen nochmal in den Fanshop, dort bisschen geschaut, dann wieder raus. Der Kollege meinte, gegen 12 Uhr wird sich meistens eingesungen, sollte man erleben, er geht jetzt so langsam seinen Platz suchen. Can und ich schnappten noch bisschen Atmosphäre auf und gingen dann auch so langsam zu unserem Eingang. Rucksack wurde wieder kontrolliert, aber keine Beanstandung, Karte am Drehkreuz an den Scanner gehalten und rein. Für dicke Menschen wird es da allerdings schwer. Aber vielleicht gibt es ja eine Mobilitätshilfe.
Nun erstmal große Augen machen, ein richtig cooles Stadion steht hier. Komplett verschlossen, alle Tribünen miteinander verbunden, drei Seiten gleich, die Haupttribüne bisschen flacher. Uiuiui, das kann was werden. Die Gäste leider in der Ecke, konnte man nicht so gut sehen, bzw. gar nicht, macht aber nix. Das Einsingen begann dann so langsam und der Topsong "I just can´t get enough" wurde schon in einer guten Lautstärke präsentiert. Kurz vor Spiel gab es dann noch "You´ll never walk alone" zu hören, wobei das komplette Stadion den Schal in die Höhe streckte. Sah schon imposant aus. Bei Celtic dürfte es wohl die einzigsten Ultras auf der ganzen Insel geben. Hier präsentiert sich die Green Brigade in der Ecke, hatte zum heutigen Spiel eine kleine Choreo vorbereitet. Auf fünf Bannern war Celtic buchstabiert, dazu gab es in der Mitte vom Block einen Doppelhalter mit dem Celtic-Wappen, außenrum wurden Fahnen geschwenkt. Ganz nett anzusehen. Die Gäste, wie schon erwähnt, konnte man schlecht sehen, boten zum Intro blaue Fahnen an, dazu noch bisschen Rauch. Pyro dürfte auch eher unüblich auf der Insel sein, war aber auch nicht viel, dass man das Spiel hätte abbrechen müssen.
Das Spiel begann und somit auch das Old Firm. Beide Mannschaften wissen um was es geht, aber Celtic zunächst besser im Spiel. Rangers konnten am Anfang zwar dagegen halten, doch nach dem 1-0 fiel man leicht zusammen. So auch auf den Tribünen. Ein megageiler Torjubel wurde durchgezogen, Leute fallen vor lauter Jubeln die Treppe runter, Leute suchen ihren Platz, einfach Ecstase pur. Mich umarmt ein völlig unbekannter vor lauter Glück. Ja das muss Derbyfeeling sein. Rangers nun mal kurz vor dem Vormarsch, aber die wohl einzigste große Chance im gesamten Spiel wird geklärt. Und dann folgt das 2-0, erneuter Jubel, diesmal nicht so gewaltig, dennoch noch laut genug und die Schmähgesänge gegen die Rangers gehen los. "Can you hear the Rangers sing? Noooh Noooho!" ertönt es und auch ein Auslachen in Form einer Melodie wird zum Besten gegeben. Schwer zu beschreiben. Immer wieder wird es laut im Stadion, immer wieder "I just can´t get enough", schon ein sehr gutes Lied, aber das wirklich das ganze Stadion mitzieht, einfach nur der Hammer. Dann ist Halbzeit, runterkommen. Ausruhen. Erste Halbzeit war schon gut. Die zweite Hälfte begann und es wurde zunächst still auf den Rängen. Alle eingeschlafen? Naja, lassen es wohl bisschen ruhiger angehen, gibt ja auch gerade nix auf dem Platz. Dann aber wieder Gesänge von den Tribünen, u.a. von der Green Brigade vorgetragen "We love you, we love you..." wie man es von St. Pauli kennt, kein Wunder, besteht eine Freundschaft zwischen Kiezclub und Celtic. Immer wieder Lieder, die Zuschauer in bester Laune, kein Wunder bei 2-0 Führung, eigentlich schwer zu beschreiben. Muss man live erleben um zu spüren oder fühlen was gemeint ist. Und dann schießt Celtic das 3-0. Was soll ich sagen? Was jetzt passierte, kann man nicht in Worte fassen, ist einfach unbeschreiblich. Der komplette Ausraster auf den Tribünen, Leute rennen Richtung Spielfeldabsperrung, jubeln einfach nur, liegen sich in den Armen. Der Jubel in einer Lautstärke. Hammer. Und dann wird erneut "I just can´t get enough" gesungen, diesmal von so ziemlich allen Celtic-Anhängern, also wohl so ca. 45000, aber nicht im Sitzen, nein, das komplette Stadion steht und tanzt und jubelt und singt. Eine Lautstärke. Sagenhaft, unbeschreiblich. Traumhaft bei so einem Erlebnis dabei zu sein. Mehr passierte dann hier nicht mehr, bald war Schluss, das Old Firm ging deutlich an die Grün-Weißen von Celtic. Verdient, muss man sagen.
Für uns ging es dann direkt raus aus dem Stadion, ab zur Station Bellgrove, wo der Zug Richtung Edinburgh abfahren sollte. Im guten Laufschritt den Weg gemeistert und noch die frühere Verbindung bekommen. Ticket beim Schaffner dann geholt (11.10), wobei dieser auch mit 11 Pfund zufrieden war. So kann man auch Pennys sparen. Die Sitze im Zug recht gemütlich, so dass man kurze Zeit später erstmal einschlief und erst paar Minuten vor Edinburgh wieder aufwachte. Ist okay, hat man sicherlich nix verpasst auf der Fahrt. In Edinburgh noch mit Lebensmitteln eingedeckt und dann den Bus Richtung Flughafen aufgesucht. Gut 30 Minuten später waren wir dann an diesem, noch eine gute Stunde bis zum Abflug. Noch bisschen rumlaufen, viel zu sehen gibt es hier nicht und dann ab durch den Sicherheitscheck. Diesen ohne Probleme durchkreuzt, wurde der Dutyfreeshop aufgesucht. Das Interesse an Zigaretten bestand zumindest bei mir, wobei ja eigentlich sinlos, da in Großbritannien eh zu teuer. Aber komisch, Stange Markenware für 28 Pfund? Da stimmt doch was nicht. Also raus, mal den Rechner ausgepackt, 34 Euro für eine Stange? Da muss man zugreifen. Also wieder zurück, schaue noch bisschen, werde ich von einer Verkäuferin gefragt, ob sie helfen kann. Nee, ich schau nur. Wohin ich fliege? Deutschland! Da zeigt sie mir das Schild "only for flights to non-eu". Na toll, vielen Dank! Wusst ich es doch, dass da was faul ist. Also raus und weg. Can war verschwunden, das Suchen half nix, also mal Richtung Gate gehen, wird er sicherlich sein. Auf dem Weg dorthin ihn aber getroffen, und zusammen zum Gate. Dort standen schon gefühlte 20000 Menschen an, wir gesellten uns einfach mal dazu, denn das Boarding schien loszugehen. Ging es auch und wenig später saß man in der easyjet-Maschine. Easyjet? Ja richtig. Es ging leider kein Flug Richtung Frankfurt oder Hahn, so dass man auf Köln/Bonn ausweichen musste. Flieger hob ab, mit Lesen die Zeit verbracht, und kurze Zeit später hatte man dann auch schon wieder deutschen Boden unter den Füßen. Das allerdings eine Stunde später. Nein, keine Verspätung, nur Zeitumstellung. Passkontrolle noch passiert und dann ab zum Bahnhof, der sich direkt unter dem Terminal befindet. Mittels Lidl-Ticket sollte es dann wieder in die Heimat gehen. Zwar ärgerlich, dass man für die Strecke Köln-Frankfurt ein Lidl-Ticket verbraucht, aber hätte man sich auf ein 29-Euro-Ticket festgelegt, hätte man auch einen festen Zug gehabt und dann wohl eher den späteren um 23.09 Uhr. So konnten wir den Zug um 21.08 Uhr Richtung Köln Hbf nehmen, dort paar Minuten später angekommen, Fahrplan gecheckt, siehe da, ein ICE nach Frankfurt fährt erst in paar Minuten ab, kurz gespurtet, rein in den Zug und die knapp einstündige Fahrt begann. Aber alles ohne Probleme und ohne Verspätung. Durch den internationalen ICE durften wir leider heute kein "Sänk ju vor träwwelling wiss Deutsche Bahn" hören, war aber nicht so schlimm, dafür waren wir gut 40 Minuten früher in Frankfurt. Noch rasch zum Auto laufen, kurz in Frankfurt verfahren und dann warman kurz vor halb zwölf wieder zu Hause. Sicherlich kein billiges Wochenende, aber im Leben ist sicherlich nur der Tod umsonst, darum hat sich das ganze voll und ganz gelohnt. Und für dieses Old Firm, welches wir erlebt haben, ist kein Cent oder Penny zu schade gewesen.

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