Kaiserstuhlstadion
Zuschauer: 715
Die Nacht gut verbracht, hatten wir Zeit, viel Zeit. Fast schon viel zu viel Zeit. Aber auch mal schön, keinen Stress haben, hat man den unter der Woche oft genug. So machten wir uns dann gemütlich fertig, auschecken im F1 muss man ja nicht und die Reise zurück nach Deutschland konnte beginnen. Die Sonne war draußen, die Sonnenstrahlen erwärmen einen als ob bereits ein langer Winter hinter einem liegt. Jeden Strahl genießen und ausnutzen, bevor das gelbe Rund nicht mehr am Himmel zu sehen ist und man täglich frieren muss. Bahlingen war nicht weit entfernt, war auch bald erreicht. Kurzer Check am Stadion, sieht alles gut aus und dann weiter zum Supermarkt, frühstücken. Aber auch der zweite Spielort musste noch geprüft werden, hatte Can ja Bahlingen bereits im Sack, ich hingegen Teningen schon. Praktisch, wenn beide Orte nur fünf Kilometer entfernt liegen und zeitgleich spielen. Auch hier sah alles nach Spielbetrieb aus, Erinnerungen kamen bei mir hoch, gab es zu meiner Jugendzeit immer ein Handballturnier genau hier auf der Anlage zu besuchen. Lang ist es her. Und viel verändert hat sich seitdem auch nichts, nur dass eben kein Turnier mehr stattfindet. War mit das beste Turnier überhaupt, aber was nicht ist, ist nicht mehr, Vergangenheit, ich lebe in der Gegenwart und außerdem hat das alles gar nichts mit Fußball zu tun! Zurück nach Bahlingen wurde noch ein Döner reingefeuert, zum Glück, denn im Stadion selber gab es nur Wasserwurst für übertriebene 2.20. Eintritt sieben Euro, konnte man nicht den gleichen Eingang wie die Gäste nehmen, klar, Fantrennung ist in der Oberliga schon wichtig. Besonders, wenn dann die Gäste einmal rum gehen und nicht im Käfig Platz nehmen, sondern sich auf der überdachten Stehtribüne breit machen, abgesichert von vier-fünf Ordnern. Die Gäste favorisiert, befinden sich die Gastgeber auf dem vorletzten Tabellenplatz wieder, die Statistik sagt aber anderes, bei fünf Spielen kam es noch keine Heimniederlage, vier Siege bei einem Remis. Alles Nebensache, aber spielt vielleicht bei den Spielern im Kopf auch eine Rolle. Alles Kopfsache. Supportmäßig ging es von Reutlingen voll in Ordnung, für Oberliga auf jeden Fall, hundert-hundertfünfzig Mann werden wohl angereist sein. Diese sahen allerdings nicht den ersten Auswärtssieg in Bahlingen, sondern mussten mit leeren Händen wieder die Heimreise antreten. Die Heimtruppe sehr aggressiv in den Zweikämpfen, dämmten so wohl die Gäste ein, und gingen per Elfmeter bereits nach zwölf Minuten in Führung. Im weiteren Verlauf entwickelte sich ein offenes Spiel, wobei die Gäste aus meiner Sicht die besseren Torchancen und auch mehr Spielanteile hatten, aber zu Gold wurde dies nicht umgemünzt. Im zweiten Durchgang dann Reutlingen gar nur noch zu zehnt, per Ampelkarte ging es vom Platz. Weitere gute Torchancen in der Schlussphase für die Gäste, der Ball wollte aber nicht über die Linie. Besser machte es da Bahlingen, als ein beherzter Schuss aus zwanzig Meter den Weg ins Tor fand, dies in der dritten Minute der Nachspielzeit. Danach war Schluss. Für mich ging es direkt raus und per pedes in Richtung Autobahn laufen, zumindest schon mal dem Kollegen entgegenkommen. Da kommt auch schon das Automobil angebraust, ein Wendemanöver später und ich saß drinnen. Können wir ja direkt weiter nach Frankreich fahren…
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